Was passiert beim Reifenplatzer

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Riggs
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Was passiert beim Reifenplatzer

#1 Beitrag von Riggs » 29. Okt 2009, 08:59

Hallo Fachleute,

ich habe selbst noch nie einen Reifenplatzer gehabt, zum Glück.
Auch wünsche ich dies niemandem.

ABER

Was passiert eigentlich wenn es dazu kommt?

Angenommen hinten rechts platzt der Reifen.
Aus dem vierrädrigen Fahrzeug wird schlagartig ein Dreirad.

Wohin zieht die Fuhre? Wohin gegenlenken?

Was passiert, wenn es der rechte Vorderreifen ist und wie muß ich reagieren?

Weis einer der Experten etwas dazu? Hat jemand Erfahrungen?

Unsicheren Gruß
Günther
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maxima
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#2 Beitrag von maxima » 29. Okt 2009, 12:16

Hi Günther,
das wüßte ich auch gerne!
LG
Maxima
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oldpitter
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#3 Beitrag von oldpitter » 29. Okt 2009, 13:02

Das ist eine sehr komplexe Frage, ich mache mich mal an die Antwort.
ein Moment noch bitte ;-)
LG Peter

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#4 Beitrag von maxima » 29. Okt 2009, 13:12

Hi Peter,
ich habe noch zwei Zusatzfragen!
Wir sind in diesem Herbst in Südtirol durch ziemlich viele Glasscherben gefahren. Danach angehalten und geschaut, sehen konnte man zunächst nichts. Was gibt es für Möglichkeiten wirklich auszuschließen, dass sich keine Scherben ins Gummi bohren? Die Mäusekiste ist heute in der Werkstatt (1. Tüv und Winterreifen), haben die Werkstattleute eine Möglichkeit die Sommerreifen nach Glassplittern zu überrpüfen?
Unsere Einfahrt und somit Standort der Mäusekiste ist mit ziemlich scharfkantigen kleinen Steinen zugeschüttet. Albert meint dass dies für die Reifen nicht schädlich wäre, ich habe da allerdings meine Zweifel. Hat er Recht?
LG
Maxima, die große Angst vor einem Reifenplatzer hat!
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oldpitter
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#5 Beitrag von oldpitter » 29. Okt 2009, 13:38

Oha - ich versuche mal so allgemeingültig wie möglich zu antworten….

Reifenplatzer hinten, ohne Profilablösung
(Bei hohen Geschwindigkeiten und Geradeausfahrt werden alle Nachteile des def. Reifen abgeschwächt, durch das „Selbstaufrichten“ bedingt durch Profilgewicht und Fliehkraft)

Bei ESP wird der Fahrer kaum etwas bemerken. Fz wird in Kurven ETGEGEN dem def. Reifen „schwammig“ werden. ESP-Lampe wird hin und wieder aufleuchten!
Ohne ESP könnte das Fz auch ausbrechen/Gegenlenken erforderlich werden.
Wenn die Lauffläche des Reifens anfängt zu „Wandern“ (mal läuft sie unter dem rechten Felgenhorn, mal unter dem linken) läuft das def. Rad kegelförmig ab, da der Umfang an der Stelle (Felge und Profil) größer ist. Das Rad bekommt damit ein „Eigenlenkverhalten“ mal nach rechts, mal nach links, durch das die Fuhre zusätzlich mal nach links, mal nach rechts ausbrechen will.

Reifenplatzer vorn, ohne Profilablösung
(Durch das Gewicht des Motors wird auch bei hohen Geschwindigkeiten der Selbstaufrichtungseffekt kaum eintreten.)

Es wird schlagartig ein stärkeres Lenkmoment auftreten, durch den erhöhten Rollwiderstand des def. Reifens, in Richtung def. Rad. (Dies kann sich durch den o.g. „Kegelabrolleffekt dann laufend ändern!)
Die größte Gefahr liegt beim Fahrer, wenn er gegenlenkt, nicht die SOFORTIGE Reaktion des Fz erfährt und weiterlenkt. Hier hilft Lenkverhalten wie bei Glatteis!
Lenken, Sekundenbruchteile warten, ob sich eine verzögerte Reaktion einstellt, gegebenenfalls wenig weiterlenken. (Bei der überwiegenden Mehrzahl der Fz im Graben wurde zuviel gelenkt!)
Auf der AB, linke Spur sollte man nicht mit starken Verzögerungen weitere Gefahren heraufbeschwören. Mit „dosierten“ Lenkbewegungen das Fz auf die Standspur bringen, dort Verhalten wie folgt.
Auf Landstraßen, wenig Verkehr sollte man schnell die Geschwindigkeit abbauen, also bremsen.
Fahrerassistenzmodule wie ABS, ESP helfen, das Fz „in der Spur“ zu halten und gefahrlos zum Stillstand zu bringen.

Eigene Erfahrungen dazu:
Bei der Fahrt nach Sonthofen 1972 auf der AB, linke Spur, Tempo 130 habe ich bei meinem Käfer das komplette Rad vorn links verloren!
Dass „Panikbremsung“ falsch ist, habe ich zum Glück sofort erkannt. (Funkenregen durch die Bremstrommel an der linken Seitenscheibe.)
Mit den beschriebenen Fahrtechniken habe ich den Käfer ohne ABS, ESP dann auf der Standspur abgestellt und konnte nach wenigen Minuten weiterfahren.

Bei meiner Honda CB 750 hatte ich mir 1978 bei Tempo 100 einen dicken Nagel in den Schlauchreifen hinten gefahren, die Luft war schlagartig durch den geplatzten Schlauch weg.
Durch den Kegelabrolleffekt musste ich (auf der Landstraße mit Gegenverkehr!) von Lenkanschlag zu Lenkanschlag gegenlenken, um halbwegs auf der Fahrbahn zu bleiben!
Bei Tempo ca 40 reichte der Lenkanschlag nicht mehr aus, das Hinterrad überholte mich förmlich. Dabei habe ich die Fuhre dann zusammengebremst und mich mit ca 20 sanft an die Straße „angelehnt“.
Zuletzt geändert von oldpitter am 29. Okt 2009, 18:23, insgesamt 1-mal geändert.
LG Peter

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#6 Beitrag von Riggs » 29. Okt 2009, 13:58

Hallo Peter,

danke für die ausführliche Antwort.

Hab mir das so vorgestellt (beim Platzer hinten rechts), das man dann im Prinzip ein Dreirad fährt und
die Fuhre nur dann geradeaus fährt, wenn man das linke Hinterrad ca. in die Mitte der Spur der Vorderräder bringt.

Mit der sachten Reaktion hab ich mir schon gedacht.
Wie auf Glatteis ist eine gute Beschreibung.

Das mit der Honda höhrt sich ja haarig an. :shock:

Bist Du der Meinung, daß man eine Platzer vorne am Womo mit der Servolenkung halten kann?

dankbaren Gruß
Günther
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#7 Beitrag von oldpitter » 29. Okt 2009, 14:21

Zur Zusatzfrage von Maxima:
Zunächst ist da Murphys Gesetz zu beachten. Es werden immer nur NEUE Reifen defekt! :lol:
Scherz beiseite. ;-)
Glasscherben von Autos sind nicht sooo spitz/scharfkantig, dass sie einen Reifen zerstören könnten. Steinchen auch nicht.
Normale Glasscherben schon! Wenn die Scherbe in einen Profilblock kommt, wird durch die Dicke wohl nichts passieren.
Wenn aber die Scherbe/der spitze Gegenstand ZWISCHEN dem Profil in die Rille eindringt, kann der Reifen beschädigt werden. Er wird langsam die Luft verlieren.
Durch weitere Fahrt mit immer weniger Luftdruck wird sich der Reifen durch die Walkarbeit deutlich erwärmen und richtig Schaden nehmen, da sich durch die Hitze die Einzelnen Lagen/Verklebungen lösen.
Ist erst einmal eine Kleine Stelle gelöst, wird sich im Laufe der Zeit die Verklebung - auch wenn inzwischen der Reifendruck berichtigt wurde - durch die Fliehkraft immer weiter ablösen, bis irgendwann der Reifen schlagartig sich förmlich auflöst.

Bei ausgebauten Rädern kann man sehr gut auch als Laie erkennen, ob Fremdkörper im Gummi stecken.

Um die Reifen während einer Pause nach längerer Fahrt sinnvoll zu kontrollieren, genügt das "Handauflageverfahren" :lol:

Man legt die Hand bei allen Reifen auf die Lauffläche.
Sollten deutliche Temperaturunterschiede bei den Reifen AUF EINER ACHSE bemerkbar sein, Luftdruck kontrollieren.
Zuletzt geändert von oldpitter am 29. Okt 2009, 14:55, insgesamt 1-mal geändert.
LG Peter

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#8 Beitrag von oldpitter » 29. Okt 2009, 14:25

Riggs hat geschrieben: Bist Du der Meinung, dass man eine Platzer vorne am Womo mit der Servolenkung halten kann?
Günther
Na klar, gilt genau so für ein WoMo. Allerdings treten die Reaktionen da stärker auf, da durch den höheren Reifen alles beschriebene verstärkt wird.
LG Peter

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#9 Beitrag von oldpitter » 29. Okt 2009, 14:30

Riggs hat geschrieben: Hab mir das so vorgestellt (beim Platzer hinten rechts), das man dann im Prinzip ein Dreirad fährt und
die Fuhre nur dann geradeaus fährt, wenn man das linke Hinterrad ca. in die Mitte der Spur der Vorderräder bringt.
Einfaches Beispiel: Motorrad mit Beiwagen. ;-) Die fahren auch so geradeaus. :razz:
LG Peter

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#10 Beitrag von Riggs » 29. Okt 2009, 14:51

Hallo Peter,
oldpitter hat geschrieben:
Riggs hat geschrieben: Hab mir das so vorgestellt (beim Platzer hinten rechts), das man dann im Prinzip ein Dreirad fährt und
die Fuhre nur dann geradeaus fährt, wenn man das linke Hinterrad ca. in die Mitte der Spur der Vorderräder bringt.
Einfaches Beispiel: Motorrad mit Beiwagen. ;-) Die fahren auch so geradeaus. :razz:
Klar, hätte ich auch als alter Gespannfahrer drauf kommen können. :roll:
Das waren noch Zeiten...

Gruß
Günther
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Nordlicht

#11 Beitrag von Nordlicht » 30. Okt 2009, 14:34

meine reifenplatzer bzw. eintaucher sind bisher immer gut verlaufen.
denke, wichtig ist nicht ZU überhandelnd zu reagieren...
keine extremen lenkbewegungen... keine extremen bremsversuche...
könnte mir noch vorstellen, dass ein kleiner unterschied zwischen einem front- und hecktriebler besteht...
der frontantriebler zieht... sollte denke ich einfacher zu handeln sein?

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