Reisebericht Nordschweden 2006 Teil 2

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gast

Reisebericht Nordschweden 2006 Teil 2

#1 Beitrag von gast » 6. Sep 2006, 13:10

Montag
Gut ausgeruht und von keinem wilden Tier angeknabbert, fahren wir die 20 km Schotterstraße nach
Gäddede zurück. Gäddede ist der einzige größere Ort auf der 500 km langen Strecke, abgesehen
von ein paar Hütten und einzelnen Bauernhöfen. Ich tanke noch einmal voll, wir ergänzen unsere
Vorräte und dann verlassen wir die 342 und es geht wieder nordwärts auf einer gut ausgebauten
Straße Richtung Fjäll. Der Vildmarksvägen windet sich an mehreren großen Seen entlang und wir
genießen den schönen Ausblick auf die herrliche Berglandschaft vor uns. Hinter dem kleinen Ort
Stora Blasjön am gleichnamigen See finden wir einen Platz für die Kaffeepause mit einem schönen
Blick auf den See. In so einer Umgebung schmeckt der Kaffee besonders gut.

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Ein Stückchen weiter machen wir wieder einen Abstecher nach Ankarede, einem kleinen Kirchdorf
der Samen, wo in den Jahren, als es noch keine Straßen und keine Autos gab, die Menschen, die
dem Gottesdienst beiwohnen wollten, in kleinen Hütten übernachteten. Diese Hütten, die um die
kleine Kirche errichtet wurden, sehen noch genau so aus wie vor hundert Jahren und werden im
Sommer an hohen kirchlichen Feiertagen immer noch bewohnt. Dann kommen die Samen für 2 - 3
Tage hier zusammen und tauschen sich über die Ereignisse der letzten Monate aus.

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Wieder zurück auf dem Vildmarksvägen machen wir nach kurzer Fahrt unsere Mittagspause am
nächsten See, dem Ankarvattnet.

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Gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg. Die Straße steigt jetzt stetig an und die Landschaft
wird immer kahler. Ab hier ist die Straße über das Gebirge nur von Juni bis Mitte Oktober geöffnet.

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Wir sind jetzt in Süd-Lappland und von Norwegen her grüßen die teilweise noch mit Schnee
bedeckten Gipfel des Borgafjälls herüber. In Stekenjokk haben wir den nördlichsten Punkt unserer
Tour erreicht. Wir steigen aus und lassen die beeindruckende Landschaft und die Stille auf uns
einwirken. Hier fühlt man sich ganz klein und unbedeutend.

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Von Stekenjokk fahren wir weiter durch die langsam wieder üppiger werdende Vegetation. Über
Klimpfjäll geht es immer am Ufer des Kultsjön entlang bis zur Abzweigung nach Fatmomakke,
einem weiteren Kirchplatz der Samen. Hier werden wir auf dem Naturcamping-Platz unter Bäumen
direkt am Fluss übernachten. Dieser schön angelegte ebene SP hat großzügig bemessene
Stellflächen, die sicher auch einen etwas längeren Aufenthalt angenehm machen würden.
Toiletten, Wasserhahn und ein kleines Cafè mit reichhaltigem Souvenir-Angebot sind vorhanden.
Der Preis: 80 SEK mit Stromanschluss.
Nach dem Abendessen machen wir noch einen Rundgang durch das Kirchdorf. Über eine kleine
Brücke gelangt man dorthin. Im 18. Jahrhundert wurden hier die ersten Sami-Koten errichtet und
heute stehen etwa 100 Gebäude rund um die Kirche. Auch hier treffen sich die Samen noch einige
Male im Jahr und wohnen dann in diesen Hütten.

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Dienstag
Wieder zurück auf der Wildnisstraße geht unsere Fahrt bei Traumwetter weiter über Saxnäs zu
Schwedens schönstem Wasserfall, dem "Trappstegsforsen". Er liegt direkt an der Straße. Auf
dem Parkplatz machen wir unsere Kaffeepause mit einem wunderbaren Panoramablick auf den
Wasserfall, der wie eine mehrere hundert Meter lange Treppe aussieht, über die das Wasser vom
Kultsjön brausend und weiß schäumend herabstürzt.

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Auf unserem Weg nach Vilhelmina begleitet uns auch weiterhin der Kultsjön. Mal als als breiter
See, mal als Wildwasser-Fluss. Am Litsjöforsen, etliche Kilometer weiter, machen wir wieder Halt
und genießen noch einmal die traumhafte Kulisse, die uns sicher noch lange in Erinnerung bleiben
wird.

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In Vilhelmina müssen wir Abschied von der Wildnisstraße nehmen. Wir treffen hier wieder auf die 45,
folgen ihr bis Meselefors, um dann auf die 90 in Richtung Ostküste abzubiegen. Wir kommen auf der
gut ausgebauten Straße flott voran und in Hälla wechseln wir dann auf die 342. Ab hier geht es fast
nur noch durch Wald. In Örnsköldsvik erreichen wir die Ostküste und die E 4 und lassen uns von
unserem Navi über schmale Straßen zum Nationalpark Skuleskogen an der Höga Kusten (Hohe Küste)
leiten. Auf dem ebenen geschotterten Wanderparkplatz am Waldrand richten wir uns für die Nacht ein
und unternehmen noch eine kleine Wanderung, um uns die Beine zu vertreten. Es ist sehr einsam hier,
aber wir bleiben diesmal nicht allein. Als wir von unserem Ausflug zurückkehren, hat sich inzwischen
noch ein Womo aus der Schweiz eingefunden.

Mittwoch
Bei immer noch sehr schönem Wetter geht es zurück zur E 4. Kurz vor Härnösand machen wir
Halt auf dem Parkplatz an der "Höga Kustenbro", eine der längsten Hängebrücken weltweit. Sie
überspannt mit 1210 Metern Länge die Angermanälv-Mündung und ihre 180 Meter hohen Pylonen
sind weihin zu sehen.

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Nach der Kaffeepause geht es auf der E4 weiter über Sundsvall - Hudiksvall und Söderhamn bis
Gävle. Hier verlassen wir die E 4 und fahren auf endlich wieder vekehrsarmer Straße nach
Hedesunda zum Hedesundafjärden. Auf unserer Straßenkarte ist da ein Badestellen-Symbol
eingezeichnet. Dieser Badeplatz erweist sich als ein sehr schöner, idyllischer Übernachtungsplatz
unter Kiefern direkt am Wasser. Nach der etwas hektischen E 4 genießen wir hier die
Abendstimmung am See.

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Donnerstag
Um 9 Uhr sind wir schon wieder bei leicht bewölktem Himmel und 19° "on the Road". Wir schlängeln
uns durch zur 67 und auf ihr bis Heby. Dann auf der 70 bis Enköping, wechseln auf die 55 nach
Strängnäs - Katrineholm bis Norrköping und fädeln uns wieder auf die E 4 ein. Hier erwartet uns eine
gewaltige Gewitterfront, die uns mit riesigen Wassermassen fast von der Fahrbahn spült. Doch etwa
50 km weiter kommt sie Sonne langsam wieder zum Vorschein. Bevor die E 4 den Vättern erreicht,
biegen wir ab und fahren in das Naturschutzgebiet am Takern.
Hier waren wir auf einer früheren Tour schon einmal und man kann auf dem abgelegenen ruhigen
Parkplatz prima übernachten. Vor dem Abendessen gehen wir noch auf dem Bohlen-Rundweg durch
das Schilf und beobachten die hier rastenden Wasservögel. Im Schilf werden wir umschwärmt von
vielen roten Libellen.

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Vom großen überdachten Beobachtungsturm hat man einen guten Blick über den See. Auf einer
langgestreckten Insel, etwa 200 Meter vom Ufer enferrnt, beobachten wir eine große Anzahl von
Grau- und Kanadagänsen, die auf ihrem Flug in das Winterquartier hier am Takern Rast machen.
Auf einer Tafel ist die von Vogelschützern ermittelte Anzahl von Vögeln vom Vortag mit 9800
Gänsen und 1700 Kranichen angegeben.

Freitag
Gegen 9 Uhr brechen wir auf. Wir fahren zurück auf die E 4 und auf ihr am Vättern entlang, mit
schönem Blick auf den See. Wir bleiben auf der E 4 bis Markaryd und wechseln dann auf die 108,
der wir gut 100 km folgen. Unser letztes Ziel in Schweden ist wieder das Schloss Torup. Hier
haben wir schon einige Male übernachtet und so stehen wir auch heute wieder auf unserem
Stammplatz unter den großen Eichen und Kastanien am kleinen Seerosenteich. Nach unserer
Rückkehr von einer längeren Wanderung durch den angrenzenden Wald und nach dem
Abendessen haben wir dann das große Gelände ganz für uns allein.

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Sonnabend
Die letzte Etappe ist dann nicht mehr sehr spektakulär. Die E 20 führt uns an Malmö vorbei über
die große Brücke nach Dänemark. An der Fähre nach Puttgarden herscht Hochbetrieb durch
Rückreiseverkehr, aber es sind heute fast keine LKW's unterwegs und wir wundern uns, welche
Mengen an PKW's und Womo's auf der Fähre untergebracht werden können. Wir erwischen
jedenfalls auch noch einen Platz auf dieser Fähre und treffen dann am frühen Nachmittag bei
Regen wieder in Lübeck ein. Da hat uns das Wetter im Norden Schwedens aber besser gefallen,
aber man kann eben nicht alles haben!


Fazit unserer Reise:
Für Naturliebhaber und für Womo-Besatzungen, die gern frei stehen und auf komfortable Stell- und
Campingplätze verzichten können, ist diese Region Schwedens unbedingt zu empfehlen! Menschen,
die "Äktschen" brauchen, oder die etwas ängstlichen Gemüter, die auf einem sehr einsamen SP im
Wald oder an einem See schlecht schlafen können, sollten vielleicht lieber Süd- oder Mittelschweden
bevorzugen. Obwohl hier die Übernachtung auf einem belebten Platz - womöglich noch direkt an einer
Schnellstraße - bestimmt riskanter sein kann als in der Einsamkeit Nord-Schwedens!

Für uns war es jedenfalls wieder eine sehr schöne Schweden-Tour mit unvergesslichen Bildern und
Eindrücken, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden. Wir wissen auch schon, wo wir im
nächsten Jahr, wenn es unsere Gesundheit erlaubt, hinfahren werden................ :lol:

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